Wie frei ist die politische Satire in Deutschland? Dazu habe ich heute der Deutschen Welle ein Interview gegeben.
Der Autor des Online-Beitrages vergleicht Deutschland mit Ägypten, wo in jüngster Zeit immer wieder die Zensur zugeschlagen hat. Vor ein paar Wochen hat nun die „Heute Show“ (vorübergehend) ihre Drehgenehmigung für den Bundestag verloren. Ist das auch eine Einschränkung der Pressefreiheit? Meiner Einschätzung nach nein, aber es ist schlechter Stil des Bundestagspräsidenten, der sonst doch so sehr auf Kultur und Ironie setzt. Und: Es sollte bei einem Einzelfall bleiben. Ein weiteres Thema des Interviews: Inwieweit üben Politsatiriker Selbstzensur, wenn Sie zum Beispiel in Sendungen des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens auftreten? Oder sogar eigene Sendungen haben? Mein Eindruck ist, dass diese ’Schere im Kopf‘ nicht existiert. So tritt etwa ein systemkritischer Kabarettist wie Volker Pispers auf 3Sat nicht plötzlich auf, als hätte er Kreide gefressen. Hier sehe ich einen ganz deutlichen Unterschied zum staatstragenden Journalismus, den die Öffentlich-Rechtlichen ansonsten machen.
Das eigentliche Problem liegt ganz woanders: Nämlich im Vormarsch der Comedy. Spaß um des Spaßes willen – bis hin zum Klamauk. Diese Formate haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten das politische Kabarett immer mehr zurückgedrängt. Wer interessiert sich heute schon noch dafür, dass Volker Pispers im Spartensender vom Leder zieht, wenn bei RTL ein Mario Barth dem Atze Schröder an der Perücke zupft? Bestenfalls doch noch ein bildungsbürgerliches Publikum.
© Lutz Frühbrodt 2014